28.02.2022 - PDF

Immunisierung durch Impfung und Infektion: Der Stand im Februar 2022

  • Trotz der Einführung einer Impfpflicht stagniert die Impfquote sowie die Impfbereitschaft in Österreich seit Beginn des Jahres 2022.
  • Die Anzahl der Genesenen ist seit Jänner 2022 deutlich gestiegen.
  • Insgesamt wiesen im Februar 2022 rund 90 Prozent der Befragten eine (Teil-)Immunisierung entweder durch Impfung und/oder Infektion auf.

Von Jakob-Moritz Eberl, Julia Partheymüller und Katharina T. Paul

Seit Februar 2022 gilt in Österreich eine Impfpflicht für die Corona-Schutzimpfung. In Phase 1 der Umsetzung der Impfpflicht, sollen Personen, die sich bisher noch nicht impfen haben lassen, allerdings noch nicht sanktioniert werden. In der Phase 2 ab 15. März 2022 soll eine Verwaltungsstrafe fällig werden. Allerdings stellten zuletzt einige Landeshauptleute die Impfpflicht in Frage und eine Expert*innenkommission prüft die gesundheitliche und rechtliche Verhältnismäßigkeit der Maßnahme. In Hinblick auf die täglichen Impfzahlen ließ sich bislang kein merklicher Anstieg erkennen. Gleichzeitig liegen die Infektionszahlen der Omikron-Welle anhaltend auf hohem Niveau. Vor diesem Hintergrund berichtet dieser Blog-Beitrag über den neuesten Stand zur Impfbereitschaft und inwieweit inzwischen die “Immunisierung durch Infektion” vorangeschritten ist.

Entwicklung der Impfbereitschaft in Österreich

Abbildung 1: Entwicklung der Impfbereitschaft im Zeitverlauf (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Abbildung 1 zeigt dazu die Anteile der Befragten, die angaben, entweder bereits geimpft (min. 1 Dosis) oder impfbereit zu sein, sowie die Anteile von Zögerlich/Unentschlossenen und Nicht-Impfbereiten[1]. Im Zeitraum von Jänner bis Februar 2022 ist kaum eine Veränderung zu beobachten. Ähnlich wie bereits im Vormonat waren im Februar 2022 83 Prozent der Befragten geimpft, ca. 1 Prozent impfbereit, ca. 4 Prozent zögerlich/unentschlossen, und rund 12 Prozent nicht impfbereit.

Mehr Immunisierung durch Infektion als durch Impfung

Abbildung 2: Entwicklung des Impf- und Genesenenstatus im Zeitverlauf (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Im Gegensatz zum Stillstand bei den Impfungen schritten die Infektionen dagegen zügig voran. Abbildung 2 zeigt, dass der Anteil der “nur Genesenen” unter den Befragten im Zeitraum seit September 2021 gleichbleibend bei rund 4 Prozent lag. Im Februar 2022 waren es dann 6,8 Prozent “nur Genesene”, ein Anstieg um +2,8 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat. Rechnet man diese 6,8 Prozent zu den bereits 83 Prozent durch Impfung immunisierten hinzu, so waren zuletzt also rund 90 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren (teil-)immunisiert. Dabei waren 16,1 Prozent waren sowohl geimpft als auch genesen.

Fazit

Die Daten zeigen, dass die Impfquote und Impfbereitschaft trotz geltender Impfpflicht stagnieren. Stattdessen beschleunigt sich die Immunisierung durch die hohen Infektionszahlen der Omikron-Welle. Rund 90 Prozent sind laut unserer Befragung inzwischen geimpft und/oder genesen. Allerdings sollte diese Kennzahl nicht überinterpretiert werden, da Reinfektionen bei Genesenen möglich sind und auch der Impfschutz nachlassen kann.


Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und seit 2013 Mitglied der österreichischen Nationalen Wahlstudie (AUTNES, Media Side). Er ist außerdem assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.

https://viecer.univie.ac.at/das-forschungszentrum/team/einzelseite-partheymueller/user/partheymuj94/inum/1834/backpid/65204/

Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien. Sie ist Mitglied des Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und der Austrian National Election Study (AUTNES).

Katharina T. Paul ist seit 2013 senior research fellow (Post-Doc) und Lektorin am Institut für Politikwissenschaft und seit 2019 Mitglied der Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien (CeSCoS). In ihrem FWF Elise Richter Projekt forscht sie zu vergleichender Gesundheitspolitik, insbesondere Impfpolitik.


 

 

Fußnoten

[1] Die Einteilung in die vier Gruppen in Abbildung 1 erfolgte auf Basis der Angaben zum Impfstatus (min. 1 Dosis erhalten) und zur Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft wurde dabei mit der Zustimmung zu der Aussage “Ich werde mich ehestmöglich impfen lassen” auf einer 5er-Skala (“trifft voll und ganz zu”, “trifft eher zu”, “teils-teils”, “trifft eher nicht zu”, “trifft überhaupt nicht zu”) gemessen (mit den Ausweichkategorien “weiß nicht” und “keine Angabe”). Zur Gruppe der Geimpften zählen alle, die bereits mindestens eine Erstimpfung erhalten haben. Als Impfbereite wurden jene zusammengefasst, die noch nicht geimpft waren, aber angaben sich ehestmöglich impfen lassen zu wollen (trifft voll und ganz zu, trifft eher zu). Zur Gruppe der Zögerlichen gehören jene, die noch nicht geimpft waren und die Kategorien “teils-teils”, “eher nicht”, “weiß nicht” oder “keine Angabe” auswählten. Als Nicht-Impfbereite bezeichnen wir jene, die noch nicht geimpft waren und auf die oben genannte Aussage mit “trifft überhaupt nicht zu” antworteten. Beim Impfstatus wurden ab Welle 29 (Februar 2022) auch Personen als geimpft gezählt, die in min. zwei der vorherigen Wellen angaben, geimpft zu sein, um den zufälligen Messfehler (z.B. durch “Verklicken”) zu reduzieren. Zu beachten ist, dass sich die Stichprobe auf die Wohnbevölkerung ab 14 Jahre bezieht.