25.1.2022 - PDF

Impfbereitschaft und Impfpflicht: Ein Update

  • Im Jänner 2022 waren rund 83 Prozent der Befragten bereits mindestens einmal geimpft. Rund 5 Prozent waren noch zögerlich oder impfbereit, und 12 Prozent waren nicht impfbereit.
  • Eine allgemeine Impfpflicht wurde von 49 Prozent der Befragten befürwortet, 38 Prozent lehnten diese ab.
  • 62 Prozent befürworteten eine Impfpflicht für Berufsgruppen mit hohem Ansteckungsrisiko. 85 Prozent meinten, dass der Impfstoff gratis zur Verfügung gestellt werden solle.

Von Jakob-Moritz Eberl, Julia Partheymüller und Katharina T. Paul

6.725.490 Menschen in Österreich sind inzwischen bereits mindestens einmal geimpft.[1] Die Impfquote ist in den vergangenen Monaten allerdings nur noch leicht angestiegen. Um die Impfquote weiter zu erhöhen, beschloss der Nationalrat beschloss am 20. Jänner 2022 nach einer aufgeheizten Debatte eine Impfpflicht ab 18 Jahren. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwiefern die Bevölkerung die Impfpflicht unterstützt und wie viele Personen sich vielleicht auch trotz einer Impfpflicht nicht impfen lassen werden.

Entwicklung der Impfbereitschaft im Zeitverlauf

Abbildung 1: Entwicklung der Impfbereitschaft im Zeitverlauf (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Die Impfbereitschaft in Österreich hat sich im Zeitverlauf dynamisch verändert. Abbildung 1 zeigt dazu die Anteile der Befragten, die angaben, entweder bereits geimpft (min. 1 Dosis) oder impfbereit zu sein, sowie die Anteile von Zögerlich/Unentschlossenen und Nicht-impfbereiten.[2] Nachdem sich die Impfbereitschaft zu Beginn der Impfkampagne im Jahr 2021 zunächst kontinuierlich erhöhte, war der Pool der unmittelbar Impfbereiten ab September 2021 weitgehend ausgeschöpft. Der Anstieg der Impfquote verlangsamte sich entsprechend, da im Wesentlichen nur noch Zögerliche und Nicht-Impfbereite übrig blieben. Mit Stand Jänner 2022 konnten inzwischen auch viele der vormals Zögerlichen bereits zur Impfung mobilisiert werden. Im Jänner waren daher nur noch ca. 1 Prozent impfbereit, rund 4 Prozent zögerlich/unentschlossen und ca. 12 Prozent waren nicht impfbereit. Angesichts der neu eingeführten Impfpflicht ist zu erwarten, dass sich am ehesten die verbleibenden Impfbereiten und Zögerlichen bald noch impfen lassen werden. Bei den nicht-impfbereiten Personen ist dies aufgrund der sehr starken Ablehnung und Bedenken gegenüber der Corona-Schutzimpfung nur in geringfügigem Maße zu erwarten.

Einstellungen zur Impfpolitik

Abbildung 2: Einstellungen zu impfpolitischen Maßnahmen (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Die Einstellungen zu einer Impfpflicht in Österreich haben sich im Zeitverlauf auch deutlich verändert. Nachdem viele der Befragten diesem Politik-Instrument lange eher ablehnend gegenüberstanden, stieg die Zustimmung zur Impfpflicht im Herbst und Winter 2022 stark an. Eine allgemeine Impfpflicht wurde im Jänner 2022 von 49 Prozent der Befragten befürwortet, 38 Prozent lehnten diese ab. Gegenüber der Messung im November 2022 ist Befürwortung der Impfpflicht damit geringfügig zurückgegangen (- ca. 3 Prozentpunkte). Die Befürwortung einer Impfpflicht für Berufsgruppen mit hohem Ansteckungsrisiko ist ebenso leicht zurückgegangen. Sie betrug 62 Prozent im Jänner 2022. 85 Prozent befürworteten, dass der Impfstoff gratis zur Verfügung gestellt wird.

Fazit

Bei den verbleibenden Ungeimpften handelt es sich überwiegend um nicht-impfbereite Personen, die der Corona-Schutzimpfung überaus skeptisch bis ablehnend gegenüber stehen. Es verbleiben nur noch wenige impfbereite, zögerliche bzw. unentschlossene Personen. Angesichts dessen ist das Wirkungspotential für impfpolitische Maßnahmen jeglicher Art begrenzt. Die Impfpflicht bleibt weiterhin ein Thema, bei dem die Meinungen auseinander gehen. Es überwiegt aber weiterhin die Befürwortung der Impfpflicht gegenüber ihrer Ablehnung. Wie effektiv die Impfpflicht letztlich wirklich sein wird, im Sinne der Erhöhung der Impfquote, werden die nächsten Monate zeigen.


Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.

Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien. Sie ist Mitglied des Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und der Austrian National Election Study (AUTNES).

Katharina T. Paul ist seit 2013 senior research fellow (Post-Doc) und Lektorin am Institut für Politikwissenschaft und seit 2019 Mitglied der Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien (CeSCoS). In ihrem FWF Elise Richter Projekt forscht sie zu vergleichender Gesundheitspolitik, insbesondere Impfpolitik.


 

 

Fußnoten

[1] Bezogen auf die Wohnbevölkerung über 14 Jahre (7.647.176 Personen; Quelle: Statistik Austria) entspricht dieser Wert (abzüglich 115.802 geimpften Personen unter 12 Jahren und 133.189 geimpften Personen im Alter zwischen 12 bis 14 Jahren; Stand: 24.1.2021, info.gesundheitsministerium.at/impflage) in etwa einer Impfquote von rund 84.7%.

[2] Die Einteilung in die vier Gruppen in Abbildung 1 erfolgte auf Basis der Angaben zum Impfstatus (min. 1 Dosis erhalten) und zur Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft wurde dabei mit der Zustimmung zu der Aussage “Ich werde mich ehestmöglich impfen lassen” auf einer 5er-Skala (“trifft voll und ganz zu”, “trifft eher zu”, “teils-teils”, “trifft eher nicht zu”, “trifft überhaupt nicht zu”) gemessen (mit den Ausweichkategorien “weiß nicht” und “keine Angabe”). Zur Gruppe der Geimpften zählen alle, die bereits mindestens eine Erstimpfung erhalten haben. Als Impfbereite wurden jene zusammengefasst, die noch nicht geimpft waren, aber angaben sich ehestmöglich impfen lassen zu wollen (trifft voll und ganz zu, trifft eher zu). Zur Gruppe der Zögerlichen gehören jene, die noch nicht geimpft waren und die Kategorien “teils-teils”, “eher nicht”, “weiß nicht” oder “keine Angabe” auswählten. Als Nicht-Impfbereite bezeichnen wir jene, die noch nicht geimpft waren und auf die oben genannte Aussage mit “trifft überhaupt nicht zu” antworteten. Zu beachten ist, dass sich die Stichprobe auf die Wohnbevölkerung ab 14 Jahre bezieht.