Corona-Dynamiken - 28.10.2020 - PDF

Die wahrgenommene Effektivität der Maßnahmen sinkt, die Polarisierung nimmt weiter zu

  • Im Oktober setzten sich bisherige Trends in der öffentlichen Meinung zu den Maßnahmen der Bundesregierung fort: Die wahrgenommene Effektivität der Maßnahmen sank weiter, die Polarisierung nahm weiter zu.
  • Erstmals seit Beginn der Messungen überstieg der Anteil derer, die die Maßnahmen für eher  oder überhaupt nicht effektiv halten, den Anteil der Personen, die sie als eher oder sehr effektiv einstufen.
  • Die österreichische Bevölkerung ist sich dabei zusehends uneins, ob die geltenden Maßnahmen zu schwach oder zu stark sind. Hier überwiegt im Oktober weiterhin leicht der Anteil derer, die die Maßnahmen als eher oder überhaupt nicht ausreichend ansehen. Der Anteil jener, die die Maßnahmen für angemessen halten, erreicht seinen bisherigen Tiefststand.

Von Fabian Kalleitner und Julia Partheymüller

Die bereits im September beobachteten Trends (siehe Beiträge vom 1.10.2020 und 8.10.2020) setzten sich im Oktober weiter fort: Die wahrgenommene Effektivität der Maßnahmen der Bundesregierung zur Begrenzung der Pandemie nahm weiter ab, während die Polarisierung, also die Uneinigkeit in der Gesellschaft, in Bezug auf die Frage, ob die Maßnahmen schwach oder zu stark sind weiter anwuchs. 

Im Oktober bewerteten ca. 26 Prozent der Befragten die Maßnahmen der Bundesregierung als eher oder sehr effektiv, während ca. 32 Prozent meinen, die Maßnahmen seien eher oder überhaupt nicht effektiv. Somit überwiegt erstmalig seit Beginn unserer Messungen der Anteil derer, die die Maßnahmen für wenig effektiv halten. Zu beachten ist, dass dabei rund 42 Prozent die Maßnahmen der Bundesregierung mit der Mittelkategorie als zumindest teilweise effektiv beschreiben.

Abbildung 1: Effektivität der Maßnahmen der Bundesregierung (Daten: ACPP, Welle 1-16, gewichtet, N= ca. 1500 pro Befragung)

Abbildung 2: Angemessenheit der Maßnahmen der Bundesregierung (Daten: ACPP, Welle 1-16, gewichtet, N= ca. 1500 pro Befragung)

Gleichzeitig wächst die Uneinigkeit darüber, wie angemessen die derzeitigen Maßnahmen sind. Rund 30 Prozent der Befragten halten die Maßnahmen für eher oder überhaupt nicht ausreichend. Demgegenüber erachten rund 28 Prozent die Maßnahmen für eher zu stark oder zu extrem. Der Anteil jener, die die Maßnahmen als angemessen erachten, erreicht mit rund 41 Prozent der Befragten den niedrigsten Wert seit Beginn der Messungen. Der breite Konsens in der Mitte, wie wir ihn im Frühjahr und Sommer beobachtet haben, schmilzt also, während die Polarisierung zunimmt.

Seit Sonntag gelten verschärfte Maßnahmen in Österreich. Ob dadurch die Trends abnehmender Effektivität und zunehmender Polarisierung aufgehalten werden können, bleibt abzuwarten.


Fabian Kalleitner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Aktuell forscht er zu Themen wie Steuerpräferenzen, Steuerwissen, Wahrnehmungsmechanismen und Arbeitswerte.

Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Vienna Center for Electoral Research (VieCER) der Universität Wien und ist Mitglied des Projektteams der Austrian National Election Study (AUTNES). Sie promovierte in Sozialwissenschaften an der Universität Mannheim und studierte Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Universität Hamburg.