Corona-Dynamiken - 18.02.2021 - PDF
Welche Maßnahmen sollten derzeit gelten?
- Die Zustimmung zu den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie scheint mit der Entwicklung der Fallzahlen zusammenzuhängen: Immer dann, wenn die Fallzahlen besonders hoch sind, ist auch die Zustimmung zu Maßnahmen höher. Umgekehrt nimmt mit sinkenden Fallzahlen auch die Zustimmung zu gesetzten Maßnahmen ab.
- Es gibt breite Zustimmung zu weniger einschneidenden Maßnahmen wie der Maskenpflicht, dem Verbot von Großveranstaltungen und der Einschränkung der Reisefreiheit.
- Im Gegensatz dazu sind die Schließung von Schulen, Kindergärten und Geschäften, sowie das Verbot zur Betretung des öffentlichen Raumes besonders unbeliebt.
Von Noelle S. Lebernegg und Jakob-Moritz Eberl
Mit vermehrtem Protest gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, stellt sich die Frage, wie es um die Zustimmung zu den verschiedenen Maßnahmen in der österreichischen Bevölkerung bestellt ist. Im Rahmen der ACPP-Studie wurden die ÖsterreicherInnen seit Ende April regelmäßig gefragt, welche Maßnahmen ihrer Ansicht nach derzeit gelten sollten.
Nach den ersten Monaten der Pandemie sank die Zustimmung zu einzelnen Maßnahmen stetig und erreichte im Sommer einen Tiefstand. Mit den steigenden Fallzahlen im Laufe des Spätsommers änderte sich die Stimmung aber wieder. Mitte November, als die täglichen Fallzahlen ihren bisherigen Höhepunkt erreichten und ein zweiter Lockdown als “Wellenbrecher” eingesetzt werden musste, lag die Zustimmung zu einigen Maßnahmen kurzzeitig sogar über den Werten vom Frühjahr 2020.
Die Zustimmung zu verschiedenen Maßnahmen unterscheidet sich jedoch enorm. Die Maskenpflicht, das Verbot von Veranstaltungen und die Einschränkung der Reisefreiheit finden in der österreichischen Bevölkerung über den gesamten Analysezeitraum am meisten Akzeptanz. Auch im Jänner 2021 waren noch 73% der Befragten der Ansicht, die Reiseeinschränkungen sollten “eher” oder “auf jeden Fall” gelten. 83% fanden, dass die Maskenpflicht gelten sollte und 77% waren der Meinung, dass Veranstaltungen mit vielen TeilnehmerInnen untersagt werden sollten.
Im Gegensatz dazu sind Maßnahmen wie die Schließung von Schulen, Kindergärten und Geschäften abseits der Grundversorgung, sowie das Verbot zur Betretung des öffentlichen Raumes besonders unbeliebt. Mit Stand Jänner 2021 sind jeweils nur zwischen 30 bis 40% der ÖsterreicherInnen der Ansicht, diese Maßnahmen sollten “eher” oder “auf jeden Fall” gelten.
Da die gesetzten Maßnahmen in erster Linie einem epidemiologischen Zweck dienen, scheint es naheliegend, dass Politik und Wissenschaft die Beliebtheit einzelner Maßnahmen nicht in den Mittelpunkt der Entscheidungsfindung stellen. Da die Zustimmung zu Maßnahmen aber auch mit ihrer Einhaltung einhergeht, sollten die Wahrnehmungen der Bevölkerung eben auch nicht ganz außer Acht gelassen werden. Dort, wo die Akzeptanz gering ist, sollten daher ganzheitliche Strategien erarbeitet und Perspektiven kommuniziert werden, die über die Durchsetzung einzelner Maßnahmen hinausgehen, damit die Bedürfnisse der Bevölkerung nicht langfristig vernachlässigt werden.
Noelle S. Lebernegg ist Universitätsassistentin (Prae-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie assoziierte Wissenschafterin im Vienna Center For Electoral Research (VieCER). Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen politischer Kommunikation und Medien auf die öffentliche Meinung und Wahlverhalten.
Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und seit 2013 Mitglied der österreichischen Nationalen Wahlstudie (AUTNES, Media Side). Er ist außerdem assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.
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