Corona-Dynamiken - 12.02.2021 - PDF

Vertrauen in die österreichische Bundesregierung und in das Gesundheitssystem während der COVID-19-Pandemie

  • Die österreichische Bevölkerung vertraut der Bundesregierung und dem heimischen Gesundheitssystem im Jänner 2021 weniger als das zu Beginn der Krise der Fall war.
  • Insbesondere der Rückgang des Regierungsvertrauens verläuft beinahe kontinuierlich seit Beginn der Krise und fällt deutlich stärker aus als der Vertrauensrückgang beim Gesundheitssystem.
  • Die Bevölkerung bringt dadurch aktuell (Jänner 2021) dem Gesundheitssystem deutlich mehr Vertrauen entgegen als der Regierung.

Von Anna Lia Brunetti, Fabian Kalleitner und Carolina Plescia

Gerade in Krisenzeiten ist das Vertrauen der Bevölkerung in öffentliche Institutionen von großer Bedeutung. Die Erwartung, dass die Regierungspolitik sachdienlich ist, erleichtert die Umsetzung von schwerwiegenden und oft auch freiheitseinschränkenden Maßnahmen, und beeinflusst damit den weiteren Krisenverlauf. Im Rahmen des Austrian Corona Panel Project wurden die Studienteilnehmer*innen befragt, ihr Vertrauen in die österreichische Bundesregierung und in das Gesundheitssystem auf einer zehnstufigen Skala einzuordnen.

Abbildung 1 veranschaulicht die Vertrauensdynamiken in die österreichische Bundesregierung im Zeitraum von Ende März 2020 bis Mitte Jänner 2021. Das Vertrauensmuster erinnert an den sogenannten „Rally-around-the-flag“-Effekt: bei Krisenbeginn wurde ein besonders hohes Niveau an Vertrauen verzeichnet, das im Laufe der folgenden 10 Monate kontinuierlich abgenommen hat. Ende März 2020 bezeugten nur rund 4% der Befragten, gar kein Vertrauen in die Bundesregierung zu haben. Mitte Jänner 2021 hat sich dieser Anteil fast verfünffacht (22%). Auch fällt eine vorübergehende Verlangsamung des Trends in den Sommermonaten Juni, Juli und August auf, wobei besonders die Anteile der Studienteilnehmer*innen, die mehr Vertrauen in die Bundesregierung haben (Stufe 7-10), in der Phase relativ stabil blieben.

Nun stellt sich die Frage, ob sich dieser Verlauf über die Zeit auch in anderen Bereichen widerspiegelt.  Hier gäbe es etwa die Möglichkeit, dass durch den Fall des Regierungsvertrauens auch das Vertrauen in andere Institutionen sinkt. Eine weitere öffentliche Institution, die während der Pandemie im Zentrum steht, ist das Gesundheitssystem. Der untere Teil von Abbildung 1 zeigt hier, dass auch das Vertrauen das Gesundheitssystem leicht zurückgeht, der Rückgang aber deutlich geringer ausfällt als beim Regierungsvertrauen. Dadurch genießt das Gesundheitssystem über den gesamten Zeitraum mehr Vertrauen als die Bundesregierung.

Diese Entwicklungen lassen auf einen anhaltenden Vertrauensrückgang schließen, der die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem generellen Krisenverlauf noch mehr hervorhebt. Jüngste Debatten um weitere notwendige Lockdowns, und verzögernde Impfmöglichkeiten scheinen sich bis jetzt sowohl auf das Regierungsvertrauen als auch auf das Vertrauen in die Gesundheit negativ ausgewirkt zu haben, wie ein Vergleich der Dezember und Jänner Daten zeigt.

Abbildung 1: Vertrauen in die österreichische Bundesregierung und das Gesundheitssystem (Daten: Austrian Corona Panel Project, gewichtet mit demographischen Gewichten)


Anna Lia Brunetti ist Studienassistentin am Institut für Staatswissenschaft.

Fabian Kalleitner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Aktuell forscht er zu Themen wie Steuerpräferenzen, Steuerwissen, Wahrnehmungsmechanismen und Arbeitswerte.

Carolina Plescia ist Assistenzprofessorin am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien. Sie promovierte am Trinity College Dublin und forscht zu Themen wie öffentliche Meinung, Wahlkampf und Parteiwahl.


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