Corona-Dynamiken - 5.2.2021 - PDF

Private Sozialkontakte im ersten und zweiten Lockdown

Von Bernhard Kittel

Quelle: Austrian Corona Panel Project. 19 Erhebungswellen, Datum: mittlerer Tag der Erhebungsperiode. Befragte pro Erhebungswelle: 1458 – 1629. Item: „Haben Sie wegen folgenden Gründen in der vergangenen Woche Ihr Zuhause verlassen? … Freunde oder Verwandte treffen“

Die sicherste Methode, sich selbst und andere vor der Verbreitung des Coronavirus zu schützen, ist zu Hause zu bleiben und niemanden zu treffen. Aus diesem Grund wurde seit Beginn der Pandemie an die Bevölkerung appelliert, möglichst wenige, besser gar keine privaten Kontakte zu pflegen. Immer wieder wurden darüber hinaus Ausgangsbeschränkungen verfügt. Im ersten Lockdown funktionierten diese Appelle und Verordnungen gut, da über 90 Prozent sich nach eigener Aussage strikt an die Regel hielten und nie außer Haus gingen, um Freunde oder Verwandte zu treffen. Mit Lockerung der Bestimmungen sank auch der Anteil derjenigen, die soziale Kontakte vermieden bis zu einem Tiefstwert von 16 Prozent im September 2020.

Mit der wieder ansteigenden Verbreitung des Virus ab September stieg auch der Anteil derjenigen, die nie außer Haus gingen, um Freunde oder Verwandte zu treffen, wieder leicht an. Als die neuen Ausgangsbeschränkungen ab November 2020 eingeführt wurden, stieg dieser Anteil auf 41 Prozent und erreichte im Januar 2021 49 Prozent. Damit verzichtete im zweiten Lockdown im Vergleich zum ersten Lockdown nur etwas mehr als die Hälfte auf soziale Kontakte, während diesmal ein fast ebenso großer Anteil der Bevölkerung Freunde oder Verwandte an manchen Tagen besuchte. Die Präventionsmaßnahmen wurden also im zweiten Lockdown, mit dem versucht wurde, die im Vergleich zum Frühling wesentlich höheren Infektionszahlen einzudämmen, deutlich weniger befolgt als im ersten.


Bernhard Kittel ist Universitätsprofessor am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Er ist Projektleiter des Austrian Corona Panel Projects (ACPP). Seine Forschungsschwerpunkte sind Experimentelle Gerechtigkeitsforschung, Experimentelle Gremien- und Wahlforschung, Beschäftigungs- und Arbeitsmarktforschung sowie International vergleichende Analyse von Wohlfahrtsstaaten und Arbeitsbeziehungen.