Corona-Dynamiken - 14.1.2021 - PDF

Das Coronavirus wird weiterhin als sehr gefährlich eingeschätzt

Von Julian Aichholzer und Fabian Kalleitner

Bereits seit Sommer 2020 steigt – nach einem Tief im Juni – die Gefahrenwahrnehmung durch das Coronavirus wieder an (siehe Abb. 1). Seitdem wurde die gesundheitliche Gefahr für die Bevölkerung insgesamt Mitte November 2020 am höchsten eingeschätzt (58% groß/sehr groß) als mit über 9.000 Neuinfektionen auch der bisherige Höchstwert im Pandemiegeschehen erreicht wurde. Im Dezember 2020 sahen schließlich immer noch 46% der Befragten eine große bzw. sehr große Gefahr für die Bevölkerung. Damit lag die Gefahrenwahrnehmung zuletzt auf vergleichsweise hohem Niveau.

Die persönliche Gefahreneinschätzung fällt jeweils geringer aus und unterliegt weitaus weniger Schwankungen. Nur 17% der Befragten sahen beispielsweise im Dezember 2020 eine große oder sehr große gesundheitliche Gefahr für sich selbst. Auch lässt sich ein gewisser „Gewöhnungseffekt“ konstatieren: bei weitaus geringen Infektionszahlen wurde von den Befragten eine ähnliche gesundheitliche Gefahr geäußert (z.B. sahen auch im April 2020 rund 45% eine große/sehr große Gefahr für die Bevölkerung).

Abbildung 1: Einschätzung der individuellen und allgemeinen gesundheitlichen Gefahr durch das Coronavirus.

Die neuerliche Verschärfung der Maßnahmen zum Ende des Jahres 2020, die positive Nachricht der anlaufenden Schutzimpfungen im Jänner 2021 und die negative Nachricht einer womöglich noch ansteckenderen Virusmutation könnten die Gefahrenwahrnehmung seit Mitte Dezember daher verändert, nämlich tendenziell verstärkt haben. Denkbar ist auch, dass mit zunehmender Durchimpfungsrate zukünftig ein noch stärkeres Auseinanderdriften der persönlichen und allgemeinen Gefahrenwahrnehmung stattfindet.


Julian Aichholzer ist Universitätsassistent (Post-Doc) am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien und mit dem Austrian Corona Panel Project, der Austrian National Election Study sowie dem Forschungsverbund Interdisziplinäre Werteforschung assoziiert.

Fabian Kalleitner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Aktuell forscht er zu Themen wie Steuerpräferenzen, Steuerwissen, Wahrnehmungsmechanismen und Arbeitswerte.