Corona-Dynamiken - 21.12.2020 - PDF
Entwicklung der Einsamkeit
- Nachdem die Einsamkeit nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 zurückging und über den Sommer weiter sank, zeigt sich seit Oktober 2020 eine Trendumkehr.
- Inzwischen ähnelt die Situation wieder jener im Frühjahr: Etwa 10% der Befragten fühlten sich im Dezember (fast) täglich einsam, und ca. 60% sind davon gar nicht betroffen.
Als wir an dieser Stelle das letzte Mal einen Blick auf die Entwicklung der Einsamkeit in Österreich warfen, war die Verbreitung dieses Gefühls rückläufig. Der Sommer stand vor der Tür, der erste Lockdown war vorbei und Menschen trafen sich wieder in der Gastronomie, in Parks und an anderen öffentlichen Orten. Für viele war es wieder möglich, Freunde und Familie ohne (oder nur mit kleiner) Sorge über Ansteckung zu treffen.
Damit war der Anteil jener, die sich zumindest an manchen Tagen einsam fühlten, Mitte Juni um etwa 11 Prozentpunkte niedriger als Mitte April. Zwischen Juni und September verblieb das Einsamkeitsempfinden auf ähnlichem Niveau. Im Schnitt gaben in diesen Monaten 66% bis 68% der Befragten an, niemals einsam zu sein. Analog dazu blieb auch der Anteil jener, die mindestens mehrmals pro Woche Einsamkeit verspürten, annähernd gleich bei etwa 10% bis 12%.
Seit dem Herbst beobachten wir allerdings wieder eine Umkehr dieses Trends: Die Einsamkeit nimmt wieder deutlich zu. Während im September 32% der Befragten angaben, sich zumindest manchmal einsam zu fühlen, stieg dieser Anteil bis Dezember auf 40% an. Dabei entfällt gut die Hälfte dieses Anstiegs auf die beiden höchsten Kategorien „beinahe jeden Tag“ und „täglich“, wodurch die Entwicklung der Einsamkeit besondere Aufmerksamkeit verdient.
Der Aspekt der Einsamkeit ist nur ein Teil der psychosozialen Folgen, welche diese Pandemie mit sich bringt. Daher müssen Zivilgesellschaft, die entsprechenden Behörden und NGOs zusammenarbeiten, um Betroffene zu unterstützen und die Auswirkungen dieser Krise abzufedern.
David W. Schiestl ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Prae-Doc) am Institut für Wirtschaftssoziologie tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Arbeitsmarkt, Migration, Organisation und Sozialpsychologie.
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