Corona-Dynamiken – 25.09.2020 - PDF
Die Gefahr wächst wieder: Zur Dynamik der wahrgenommenen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gefahr durch das Coronavirus
- Die gesundheitliche Gefahrenwahrnehmung steigt seit Juni wieder an, hat aber bisher den im März gemessenen Höchststand noch nicht wieder erreicht.
- Die wirtschaftliche Gefahrenwahrnehmung ist seither nur schwach gestiegen, sie liegt jedoch generell auf einem höheren Niveau.
- Generell schätzen die Befragten die Gefahren für sich persönlich geringer ein als für die Bevölkerung insgesamt. Das trifft insbesondere auf die wirtschaftliche Gefahrenwahrnehmung zu.
von Fabian Kalleitner, Markus Pollak, Julia Partheymüller
In unserer neuen Serie „Corona-Dynamiken“ präsentieren wir in Kurzbeiträgen die neuesten Trends für die wichtigsten Indikatoren aus dem Austrian Corona Panel Project. In unserem ersten Beitrag wenden wir uns der Einschätzung der Gefahrenlage durch die österreichische Bevölkerung zu.
Die Gefahr ist wieder da: Seit Juni hat sich der Anteil der Befragten, die eine hohe oder sehr hohe gesundheitliche Gefahr für die österreichische Bevölkerung vom Coronavirus ausgehen sehen, von 16,8% auf 36,7% im September mehr als verdoppelt. Die Steigerung der Einschätzung persönlicher gesundheitlicher Gefahr ist dabei allerdings wesentlich moderater. Die wirtschaftliche Gefahrenwahrnehmung ist ebenfalls seither nur schwach gestiegen, sie liegt jedoch generell auf einem hohem Niveau: Im September schätzten 66,0% der Befragten die wirtschaftliche Gefahr für die österreichische Bevölkerung als groß bzw. sehr groß ein. Auf persönlicher Ebene ist die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Gefahr wesentlich geringer (25,5%).
Seinen Höchststand erreichte der Anteil der Befragten, die eine hohe oder sehr hohe gesundheitliche und wirtschaftliche Gefahr durch den Coronavirus wahrnehmen, während des Lockdowns: In unserer ersten Umfrage Ende März/Anfang April sahen 26.5% der Befragten eine große bzw. sehr große Gesundheitsgefahr für sich selbst gegeben, für die österreichische Bevölkerung hielten 58,1% die Gefahr für groß bzw. sehr groß. Noch größer war die Einschätzung der wirtschaftlichen Gefahr, mit 36,7% der Befragten, die sich persönlich gefährdet sahen, und 84,0%, die eine hohe Gefahr für die österreichische Bevölkerung wahrnehmen. Bis Juni ging sowohl die wahrgenommene Gefahr für sich persönlich als auch für die österreichische Bevölkerung stark zurück. Der Tiefststand wurde Ende Mai gemessen mit Werten von 8.6% für die persönliche gesundheitliche Gefahr und 16,8% für die Bevölkerung. Bei der Wirtschafts-Gefahr lagen die Tiefstwerte Mitte Juni bei 20.1% für die eigene Person und 57.1% für die Bevölkerung insgesamt.
Fabian Kalleitner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Aktuell forscht er zu Themen wie Steuerpräferenzen, Steuerwissen, Wahrnehmungsmechanismen und Arbeitswerte.
Markus Pollak arbeitet als Studienassistent am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien und ist Teil des Teams des Austrian Corona Panel Project (ACPP). Er studiert im Master Politikwissenschaft.
Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Vienna Center for Electoral Research (VieCER) der Universität Wien und ist Mitglied des Projektteams der Austrian National Election Study (AUTNES). Sie promovierte in Sozialwissenschaften an der Universität Mannheim und studierte Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Universität Hamburg.