15.2.2022 - ­PDF

Corona-Tests: Entwicklung der Testfrequenz, wahrgenommene Effektivität und Präferenzen zur Kostenpflichtigkeit

  • Nachdem sich im Herbst 2021 Personen ohne Immunschutz häufiger testen ließen, lassen sich inzwischen auch Geimpfte und/oder Genesene wieder vermehrt testen.
  • Rund 51 Prozent der Befragten hielten im Jänner 2022 die Corona-Tests für eine eher effektive Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Krise.
  • Die Kostenpflichtigkeit der Tests für alle wurde nur von 10 Prozent der Befragten befürwortet. 45 Prozent befürworteten jedoch kostenpflichtige Tests für Ungeimpfte.

Von Jakob-Moritz Eberl und Julia Partheymüller

In Österreich wird viel getestet. Allein die Stadt Wien führt regelmäßig mehr PCR-Tests durch als die Bundesrepublik Deutschland. Die Infektionszahlen der aktuellen Omikron-Welle liegen aber trotz häufiger Testungen auf einem hohem Niveau und die staatlichen Kosten für das Testangebot sind hoch. Daher ist zuletzt eine Debatte zur Effektivität dieser Maßnahme und über eine mögliche Kostenpflichtigkeit der Tests entfacht. Vor dem Hintergrund dieser Debatte beschreibt der vorliegende Blog-Beitrag, wie sich die Testfrequenz im Zeitverlauf entwickelt hat, wie die Effektivität der Maßnahme durch die Bevölkerung wahrgenommen wird und wie es mit den Präferenzen hinsichtlich der Kostenpflichtigkeit der Corona-Tests in Österreich aussieht.

Geimpfte und/oder Genesene testen wieder häufiger

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der monatlichen Häufigkeit von Corona-Tests für Personen ohne Immunschutz (weder geimpft noch genesen) und mit Immunschutz (mind. einmal geimpft oder genesen). Insbesondere im September und Oktober 2021, als unter anderem die 3G-Regel für Gastronomie galt, wurde in der Gruppe der Personen ohne Immunschutz vergleichsweise häufig getestet. Der Unterschied zu den geimpften und/oder genesenen Personen war zu diesem Zeitpunkt besonders groß (wie wir bereits in einem früheren Beitrag berichteten). Allerdings ist seither wieder ein gegenläufiger Trend zu beobachten, obwohl seit November 2021 strengere Regeln für Personen ohne Immunschutz gelten (z.B. 3G-Regel am Arbeitsplatz). Die Testfrequenz stieg vor allem bei Geimpften und/oder Genesene in den Wintermonaten, als auch die Infektionen zunahmen, wieder an. Im Jänner 2022 testeten sich rund 72 Prozent der Personen ohne Immunschutz und 74 Prozent der Geimpften und/oder Genesenen mindestens einmal im Monat. Die Testintensität lag dabei bei Personen ohne Immunschutz etwas höher: 42 Prozent der Personen ohne Immunschutz testeten mindestens viermal pro Monat, bei den Personen mit Immunschutz waren es 32 Prozent.

Abbildung 1: Testhäufigkeit in den letzten vier Wochen nach Schutzstatus (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Tests gelten als eher effektiv, wenig Befürwortung einer allgemeinen Kostenpflichtigkeit

Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der Einstellungen zu Corona-Tests. Rund 51 Prozent der Befragten hielten im Jänner 2022 die Corona-Tests für eine eher effektive Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Krise. Nur 19 Prozent gaben an, dass dies eher nicht oder gar nicht zutreffen würde. Die überwiegende Mehrheit (75%) der Befragten lehnte im Jänner 2022 ab, dass die Tests für alle kostenpflichtig sein sollten. Größer fiel die Zustimmung für eine Kostenpflichtigkeit von Tests für Ungeimpfte aus: 45 Prozent befürworteten kostenpflichtige Tests für Ungeimpfte, wobei 39 Prozent dies ablehnten. Zu beachten ist dabei, dass unter jenen die zustimmen, viele Geimpfte und Genesene sind, die nicht von einer solchen Regelung betroffen wären.

Abbildung 2: Einstellungen zu Corona-Tests (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Fazit

Mitten in der Omikron-Welle ist eine Diskussion um die Kostenpflichtigkeit und Effektivität der Corona-Tests entfacht. Tatsache ist, dass die Tests regelmäßig von sehr vielen Bürger*innen in Anspruch genommen werden, sowohl von Personen mit als auch ohne Immunschutz. Sie werden auch von einer Mehrheit der Bevölkerung als eher effektive Maßnahme wahrgenommen. Eine allgemeine Kostenpflichtigkeit der Tests wurde bisher deutlich abgelehnt und es ist daher davon auszugehen, dass viele Menschen auf das Testen wohl verzichten würden, sollten Kosten anfallen. Geteilte Meinung besteht in der Bevölkerung zur Einführung kostenpflichtiger Tests für Ungeimpfte, die vor allem, aber nicht nur, von möglichen Betroffenen deutlich abgelehnt wird. Inwiefern die staatlichen Kosten und der gesamtgesellschaftliche Nutzen der Maßnahme noch in einem angemessen Verhältnis zueinander stehen und welche Gruppen schwerpunktmäßig getestet werden sollen, muss aber selbstverständlich im Lichte des Infektionsgeschehens sowie unter Berücksichtigung des Verhaltens der Bevölkerung fortlaufend immer wieder neu eingeschätzt werden.


Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.

 

Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien. Sie ist Mitglied des Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und der Austrian National Election Study (AUTNES).