03.02.2022 - PDF

Informationen zur Impfung: Wer genießt das Vertrauen der österreichischen Bevölkerung nach zwei Jahren Corona-Krise?

  • Dem Gesundheitspersonal sowie Wissenschafter*innen und anderen Expert*innen vertrauen die Österreicher*innen mit Informationen zur Corona-Schutzimpfung am meisten. Am wenigsten vertraut man Prominenten und religiösen Autoritäten.
  • Vergleicht man geimpfte mit ungeimpften Personen, so fällt auf, dass Ungeimpfte Informationen sämtlicher abgefragten Gruppen weniger vertrauen als Geimpfte.
  • Am ehesten vertrauen ungeimpfte Menschen Familie und Verwandtschaft, Freund*innen und Bekannten, sowie dem Lehrpersonal.

Von Jakob-Moritz Eberl und Barbara Prainsack

Seit Februar 2022 gilt für Personen ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Österreich eine Impfpflicht gegen COVID-19. In Bezug auf ihre Kontrolle gibt es allerdings noch Unklarheiten.  Systematisch geahndet werden Verstöße gegen die Impfpflicht außerdem in einer ersten Phase noch nicht. Die Politik ist daher weiterhin gut darin beraten und darum bemüht, so viele Menschen wie möglich freiwillig zur Impfung zu bewegen. 

Aber von wem lassen sich Menschen, die heute immer noch nicht geimpft sind, zu einer Impfung überzeugen – wenn überhaupt? Um einer Antwort auf diese Frage näher zu kommen, untersuchten wir im Rahmen des Austrian Corona Panel Projektes (ACPP) im Jänner 2022, welchen Personengruppen die Österreicher*innen im Hinblick auf Informationen zur Corona-Schutzimpfung vertrauen. Dafür befragten wir wie immer eine Stichprobe von rund 1.500 Personen ab dem Alter von 14 Jahren. Die Antwortmöglichkeiten reichten von 0 “überhaupt kein Vertrauen” bis 10 “sehr viel Vertrauen”.

Wem wird bei Impf-Informationen vertraut?

Abbildung 1 zeigt, wem die Österreicher*innen am meisten vertrauen, wenn es um Informationen zur Corona-Impfung geht. Ganz allgemein sind Ärzt*innen und anderes Gesundheitspersonal jene Gruppe, denen hierbei am meisten vertraut wird: 71% wählen einen Skalenpunkt über der Mittelkategorie (5), und fast ein Viertel hat “sehr viel Vertrauen” in diese Gruppe. Nahezu gleichauf sind Wissenschafter*innen und andere Expert*innen, bei denen 70% der Befragten einen Skalenpunkt über der Mittelkategorie gewählt haben. Gesundheitsbehörden (61%), Familie und Verwandtschaft (53%), Freund*innen und Bekannte (45%), Lehrpersonal (42%), die Bundesregierung (36%), sowie Vorgesetzte und Arbeitskolleg*innen (27%) sind in der Mitte platziert. Insbesondere die Bundesregierung sticht in dieser Gruppe allerdings mit einem vergleichsweise größeren Anteil an Befragten hervor, die die Antwortoption (0) “überhaupt kein Vertrauen” ausgewählt haben (27%). Insgesamt am wenigsten vertraut man Prominenten und religiösen Führungspersönlichkeiten (jeweils ca. 12%).

Abbildung 1: Vertrauen in Informationen zur Corona-Impfung (Daten: ACPP, N=ca. 1.524, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren, Daten gewichtet)

Ungeimpfte haben allgemein weniger Vertrauen als Geimpfte

Abbildung 2 zeigt nun das durchschnittliche Vertrauen in Informationen zur Corona-Impfung nach Personengruppe und Impfstatus der Befragten. Ein Ergebnis sticht dabei sofort ins Auge: Ungeimpfte Personen vertrauen allen Personengruppen weniger als geimpfte Personen. Während der Unterschied bei religiösen Führungspersonen (Geimpfte antworteten im Schnitt mit 2,2 und Ungeimpfte mit 1,5) und beim Lehrpersonal (Geimpfte Ø4,7 / Ungeimpfte Ø4) relativ gering ist, gibt es mit einer Differenz von 4,5 Skalenpunkten insbesondere beim Vertrauen in Gesundheitsbehörden große Diskrepanzen zwischen geimpften und ungeimpften Befragten. Solche größeren Diskrepanzen sind aber auch beim Vertrauen in Expert*innen und Wissenschafter*innen sowie Ärzt*innen und Gesundheitspersonal (jeweils eine Differenz von 3,9 Skalenpunkten) und bei der Bundesregierung (Differenz von 3,4 Skalenpunkten) deutlich sichtbar. 

Dass viele ungeimpfte Menschen im Vergleich zu Geimpften Informationen jener Gruppen deutlich weniger vertrauen, die öffentlich für die Impfung werben, überrascht wenig. Vergleichsweise am meisten Vertrauen schenken sie wiederum den Informationen von Familie und Verwandtschaft, Freund*innen und Bekannten, und Lehrpersonal.

Abbildung 2: Vertrauen in Informationen zur Impfung nach Impfstatus der Befragten (Daten: ACPP, N=ca. 1.524, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren, Daten gewichtet)

 

Fazit

Trotz kürzlicher Berichte zu Österreichs großer Wissenschaftsskepsis schenken die Österreicher*innen etablierten Autoritäten wie Gesundheitspersonal, Gesundheitsbehörden, Wissenschafter*innen und anderen Expert*innen im Allgemeinen großes Vertrauen, wenn es um Informationen zur Corona-Schutzimpfung geht. Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen geimpften und ungeimpften Menschen. Letztere vertrauen genau diesen Gruppen – und auch der Bundesregierung – sehr wenig. Am ehesten verlassen sie sich auf Familienmitglieder und Verwandte, Personen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis und Lehrpersonen.

Unsere Ergebnisse zeigen also, dass offizielle Impfkampagnen – insbesondere jene, die auf Kommunikation und Information seitens der Bundesregierung, etablierter Expert*innen oder auch Gesundheitsbehörden setzen – in der Gruppe der ungeimpften Österreicher*innen nach zwei Jahren Corona-Krise nur noch eine begrenzte Wirkung zeigen können. Obgleich im privaten Umfeld ungeimpfter Personen durchaus noch Potenzial vorhanden sein könnte den einen oder anderen freiwillig zu einer Impfung zu bewegen, können staatliche Bemühungen nicht auf der Bereitschaft des privaten Umfelds ungeimpfter Personen aufbauen. Letztlich lässt aber zumindest das vergleichsweise hohe Vertrauen in Lehrpersonen darauf schließen, dass Bestrebungen, um vor allem jüngere ungeimpfte Menschen kommunikativ zu erreichen, durchaus Lehrpersonen einbeziehen könnten. 


Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.


Barbara Prainsack ist Leiterin des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität Wien, und neben ihrer Mitwirkung im ACCP auch Leiterin der multinationalen Studie “Solidarität zu Zeiten einer Pandemie” (SolPan). Ihr neues Buch The Pandemic Within: Policy Making for a Better World (mit H. Wagenaar) erschien im Oktober 2021 bei Bristol University Press.