07.12.2021 - PDF

Impfquote gestiegen, Zustimmung für eine allgemeine Impfpflicht überwiegt

  • Seit Oktober 2021 ist die Impfquote in der österreichischen Wohnbevölkerung (über 14 Jahre) wieder merklich gestiegen, nachdem sie in den Monaten September und Oktober stagnierte.
  • Die Zustimmung zu einer allgemeinen Impfpflicht hat ebenfalls zugenommen: Rund 52 Prozent befürworten sie mit Stand Ende November 2021. 64 Prozent befürworten eine Impfpflicht für Berufsgruppen mit hohem Ansteckungsrisiko.
  • Rund 41 Prozent der noch ungeimpften Personen geben an, auf die Zulassung eines anderen Impfstoffs zu warten.

Von Jakob-Moritz Eberl, Julia Partheymüller und Katharina T. Paul

Die Ereignisse im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie überschlugen sich in den letzten Wochen: Die Infektionszahlen stiegen seit Ende Oktober 2021 rasant an, neue Corona-Regeln wurden erst eingeführt (3G-Regel am Arbeitsplatz, 2G-Regel für Freizeit, Kultur, Gastronomie und Handel), kurz darauf wurden bundesweit der Handel und die Gastronomiebetriebe ganz geschlossen (“Lockdown”) und die Bundesregierung kündigte eine neue Impfpflicht ab 1. Februar 2021 an. Die Impfquote stieg zudem an. Inzwischen wurden laut dem Impfdashboard des Gesundheitsministeriums 6.404.837 Menschen (Stand: 5. Dezember 2021) in Österreich mindestens einmal geimpft.[1] Vor diesem Hintergrund beleuchtet der vorliegende Beitrag die Entwicklung der Impfbereitschaft in der österreichischen Wohnbevölkerung ab 14, die Einstellungen zu impfpolitischen Maßnahmen sowie die Frage, inwiefern nicht geimpfte Personen noch auf die Zulassung anderer Impfstoffe warten.

Impfquote gestiegen, vor allem Zögerliche und Nicht-impfbereite verbleiben

Abbildung 1: Entwicklung der Impfbereitschaft im Zeitverlauf (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Abbildung 1 zeigt die Impfbereitschaft im Zeitverlauf. Wir unterscheiden, wie bereits in früheren Beiträgen, zwischen vier Gruppen: Geimpfte, Impfbereite, Zögerlich bzw. Unentschlossene sowie Nicht-Impfbereite.[2] Für Ende November 2021 messen wir in der Umfrage, dass rund 80 Prozent der Bevölkerung (über 14 Jahre) bereits mindestens eine Impfung erhalten hat. Rund 1 Prozent gab an impfbereit zu sein und sich ehestmöglich impfen lassen zu wollen, und weitere 7 Prozent waren zögerlich oder unentschlossen. Rund 12 Prozent waren nicht impfbereit und gaben an, sich auf absehbare Zeit nicht impfen lassen zu wollen. Die Umfragedaten spiegeln also insgesamt wider, dass im Vergleich zum Vormonat die Impfquote angestiegen ist, und dass fast alle prinzipiell impfbereiten Menschen derzeit schon geimpft sind.

Zustimmung für eine allgemeine Impfpflicht weiter gestiegen

Abbildung 2: Einstellungen zu impfpolitischen Maßnahmen (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

 

Abbildung 2 zeigt die Zustimmung zu impfpolitischen Maßnahmen. Auffällig ist, dass insbesondere die Zustimmung zur allgemeinen Impfpflicht im Vergleich zum Vormonat deutlich angestiegen ist. Inzwischen befürworten rund 52 Prozent die allgemeine Impfpflicht (trifft eher/voll und ganz zu). Nur noch 35 Prozent stehen der allgemeinen Impfpflicht ablehnend gegenüber (trifft eher nicht/gar nicht zu). Damit überwiegt zum ersten Mal seit Beginn unserer Messungen die Zustimmung zu dieser Maßnahme. Auch die Zustimmung für eine berufsgruppenspezifische Impfpflicht stieg weiter an. Diese wurde mit Stand Ende November 2021 von ca. 64 Prozent der Befragten unterstützt. Gleichbleibend hoch blieb die Zustimmung für die kostenfreie Bereitstellung des Impfstoffs (ca. 87 Prozent).

41 Prozent der Ungeimpften wollen auf die Zulassung anderer Impfstoffe warten

Abbildung 3: Warten auf andere Impfstoffe (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Abschließend betrachten wir, inwiefern die noch nicht geimpften Personen auf die Zulassung anderer Impfstoffe warten. Abbildung 3 zeigt, dass rund 41 Prozent der nicht geimpften Personen grundsätzlich bereit wären, sich mit einem anderen Impfstoff impfen zu lassen. Der Anteil der “Wartenden” ist gegenüber Oktober 2021 demzufolge weiter angestiegen. Dafür verantwortlich ist unter anderem, dass “Wartende” sich besonders selten im letzten Monat impfen ließen und dadurch ihr relativer Anteil in der Gruppe der verbleibenden nicht geimpften Personen angestiegen ist. Für die bereits einmal geimpften Personen spielt die Zulassung weiterer Impfstoffe bei der Entscheidung für die Zweit- oder Drittimpfung weiterhin kaum eine Rolle (ca. 7 Prozent).

Fazit

Die Impfquote ist zuletzt wieder deutlicher gestiegen. Unter den verbleibenden ungeimpften Personen finden sich im Wesentlichen nur noch Zögerliche und Nicht-Impfbereite. Inzwischen überwiegt zudem die Zustimmung für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht. Dies deutet daraufhin, dass es aus Sicht der Öffentlichkeit inzwischen auch Mittel jenseits der Informationsarbeit bedarf, um die Impfquote in Österreich zu erhöhen. Abgesehen von fortlaufender Informationsarbeit und der Einführung einer Impfpflicht könnte vor allem die Zulassung weiterer Impfstoffe eine wichtige Rolle in der Impfstrategie des nächsten Jahres spielen. Durch die Zulassung weiterer – auf anderen Technologien basierender – Impfstoffe, könnte die Impfquote um rund 8 Prozentpunkte erhöht werden, wenn sich die nicht Geimpften tatsächlich mit einem anderen Impfstoff impfen ließen, sobald dieser verfügbar ist.


Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.

Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien. Sie ist Mitglied des Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und der Austrian National Election Study (AUTNES).

Katharina T. Paul ist seit 2013 senior research fellow (Post-Doc) und Lektorin am Institut für Politikwissenschaft und seit 2019 Mitglied der Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien (CeSCoS). In ihrem FWF Elise Richter Projekt forscht sie zu vergleichender Gesundheitspolitik, insbesondere Impfpolitik.


 

Fußnoten

[1] Bezogen auf die Wohnbevölkerung über 14 Jahre (7.647.176 Personen; Quelle: Statistik Austria) entspricht dieser Wert (abzüglich 108.685 geimpften Personen unter 14 Jahren) in etwa einer Impfquote von rund 82%.

[2] Die Einteilung in die vier Gruppen in Abbildung 1 erfolgte auf Basis der Angaben zum Impfstatus (min. 1 Dosis erhalten) und zur Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft wurde dabei mit der Zustimmung zu der Aussage “Ich werde mich ehestmöglich impfen lassen” auf einer 5er-Skala (“trifft voll und ganz zu”, “trifft eher zu”, “teils-teils”, “trifft eher nicht zu”, “trifft überhaupt nicht zu”) gemessen (mit den Ausweichkategorien “weiß nicht” und “keine Angabe”). Zur Gruppe der Geimpften zählen alle, die bereits mindestens eine Erstimpfung erhalten haben. Als Impfbereite wurden jene zusammengefasst, die noch nicht geimpft waren, aber angaben sich ehestmöglich impfen lassen zu wollen (trifft voll und ganz zu, trifft eher zu). Zur Gruppe der Zögerlichen gehören jene, die noch nicht geimpft waren und die Kategorien “teils-teils”, “eher nicht”, “weiß nicht” oder “keine Angabe” auswählten. Als Nicht-Impfbereite bezeichnen wir jene, die noch nicht geimpft waren und auf die oben genannte Aussage mit “trifft überhaupt nicht zu” antworteten. Zu beachten ist, dass sich die Stichprobe auf die Wohnbevölkerung ab 14 Jahre bezieht.