Corona-Dynamiken - 14.04.2021 - PDF
Worauf die Zeit während der Corona-Krise verwendet wird
- Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 verbrachte die österreichische Bevölkerung mehr Zeit mit Schlafen, Medienkonsum sowie Chatten/Telefonieren. Weniger Zeit entfiel auf die Erwerbsarbeit.
- In Folge der Lockerungen ab Mitte April ging insbesondere der Medienkonsum zurück, während die aufgewendete Zeit für die Erwerbsarbeit zunahm. Seither haben sich die Werte stabilisiert.
- Frauen verbringen im Vergleich zu Männern mehr Zeit mit Einkaufen/Hausarbeit sowie Pflege/Kinderbetreuung. Männer bringen mehr Zeit für die Erwerbsarbeit auf als Frauen. An diesem Muster änderte sich im Verlauf der Krise wenig.
Das plötzliche Auftreten der Corona-Krise im Frühjahr 2020 hat den Alltag vieler Menschen durcheinander gebracht. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag wird die Zeitverwendung auf verschiedene alltägliche Aktivitäten im Zeitverlauf der Krise untersucht. Abbildung 1 zeigt dazu die mittlere Anzahl von Stunden, die die Frauen und Männer jeweils auf verschiedene Alltagsaktivitäten im Zeitraum von April 2020 bis Februar 2021 verwendeten.
Es zeigt sich, dass während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 sowohl Männer als auch Frauen mehr Zeit mit Schlafen, Medienkonsum, Chatten/Telefonieren verbrachten. Weniger Zeit entfiel auf die Erwerbsarbeit. In Folge der Lockerungen ab Mitte April ging insbesondere der Medienkonsum zurück, während die aufgewendete Zeit für die Erwerbsarbeit zunahm. Seither blieb die Zeiteinteilung auf verschiedene Aktivitäten im Wesentlichen konstant. Die neuerlichen Einschränkungen im Winter 2020/21 brachten die Tagesstruktur der Bevölkerung also weniger durcheinander, als dies im Frühjahr der Fall war. Stabil war im Wesentlichen auch das Muster der Arbeitsteilung im Haushalt zwischen Frauen und Männern. Frauen wenden im Vergleich zu Männern weniger Zeit für die Erwerbsarbeit auf. Umgekehrt verbringen Männer weniger Zeit mit unbezahlter Arbeit im Haushalt sowie für Betreuungsaufgaben als Frauen. Daran hat sich im Verlauf der Krise wenig geändert.
Insgesamt zeigen die Daten einerseits dynamische Veränderungen in einigen spezifischen Lebensbereichen und Stabilität andererseits. Insbesondere das akute Informations- und Kommunikationsbedürfnis, das zu Beginn der Krise herrschte, hat inzwischen nachgelassen. Die Erwerbsarbeit ging in der Frühphase der Krise deutlich zurück, während die Arbeitsstunden im späteren Verlauf weniger stark durch die neuerlichen Corona-Maßnahmen beeinträchtigt wurden. Dies erscheint unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten günstig, allerdings stellt sich die Frage, ob die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus unter diesen Bedingungen gleichermaßen effektiv sein können. Nur wenig änderte sich an etablierten Mustern geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung im Haushalt. Im Einklang mit den Befunden anderer Studien lässt sich die in der öffentlichen Diskussion mitunter behauptete generelle Re-Traditionalisierung der Geschlechterbeziehungen während der Corona-Krise hier also nicht beobachten.
Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Vienna Center for Electoral Research (VieCER) der Universität Wien und ist Mitglied des Projektteams der Austrian National Election Study (AUTNES).
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