Corona-Dynamiken - 08.10.2020 - PDF
Die Corona-Fallzahlen steigen, die wahrgenommene Effektivität der Maßnahmen sinkt
- Die absolute Mehrheit der Österreicher*innen bewertete die Maßnahmen der Bundesregierung zur Bewältigung der Coronakrise im Zeitraum von März bis Mitte Juni 2020 als eher bzw. sehr effektiv.
- Seit Ende Juni 2020 sinkt jedoch die wahrgenommene Effektivität kontinuierlich. Auch erste Nachschärfungen haben den Trend nicht gestoppt.
- Im September 2020 erreichte die wahrgenommene Effektivität der Maßnahmen ihren bisherigen Tiefstand: Nur mehr rund ein Drittel der Bevölkerung erachtete die Maßnahmen der Bundesregierung für eher oder sehr effektiv und ein Viertel hielt sie für eher nicht oder überhaupt nicht effektiv.
Von Fabian Kalleitner und Julia Partheymüller
Von März bis Mitte Juni 2020 bewertete die österreichische Bevölkerung die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie überwiegend als eher bzw. sehr effektiv. Den Höchstwert erreichte die wahrgenommene Effektivität mit 73.7% Anfang April, als das öffentliche Leben sehr stark eingeschränkt war. Doch auch im Zuge der ersten Lockerungen seit Mitte April blieb die Einschätzung der Effektivität auf stabil hohem Niveau. Noch Mitte Juni hielt die absolute Mehrheit der österreichischen Bevölkerung mit 69.6% die Regierungsmaßnahmen für eher oder sehr effektiv.
Seitdem ist die wahrgenommene Effektivität jedoch kontinuierlich zurückgegangen. Nurmehr ein Drittel der Bevölkerung erachtete die Maßnahmen im September noch als eher oder sehr effektiv. Der Anteil der positiven Bewertungen hat sich somit mehr als halbiert. Auch Nachschärfungen, wie die erneute Ausweitung der Maskenpflicht, konnten den Trend nicht aufhalten. Rund 25% hielten die Maßnahmen im September 2020 für eher nicht oder überhaupt nicht effektiv. Während also die Corona-Fallzahlen weiter steigen, sinkt die wahrgenommene Effektivität der Maßnahmen der Bundesregierung. Für die Reduktion der Fallzahlen ist diese geringe Effektivitätswahrnehmung besorgniserregend.
Fabian Kalleitner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Aktuell forscht er zu Themen wie Steuerpräferenzen, Steuerwissen, Wahrnehmungsmechanismen und Arbeitswerte.
Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Vienna Center for Electoral Research (VieCER) der Universität Wien und ist Mitglied des Projektteams der Austrian National Election Study (AUTNES). Sie promovierte in Sozialwissenschaften an der Universität Mannheim und studierte Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Universität Hamburg.
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