Corona-Dynamiken - 10.11.2021 - PDF

Die Häufigkeit von Coronatests im Zeitverlauf

  • Nach Angaben unserer Befragten hat die Testhäufigkeit unter Personen, die weder geimpft noch genesen sind, im Laufe der letzten Monate zugenommen, aber rund 20 Prozent in dieser Gruppe testen sich seltener als einmal pro Monat.
  • Bei geimpften und/oder genesenen Personen hat die Testfrequenz im Zeitverlauf abgenommen, aber ca. 56 Prozent testen sich dennoch mindestens einmal pro Monat.

Von Jakob-Moritz Eberl und Julia Partheymüller

Im März 2020 erklärte der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz, dass “testen, testen, testen” das wichtigste Mittel sei, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Mit dem Impfstart im Jänner 2021 habe man dann das Mittel gefunden, um die Pandemie auch zu beenden. Seither setzt die Regierung auf eine Kombination aus Impfstrategie (für Impfwillige) und Teststrategie (vor allem für Ungeimpfte). Am 19. Mai 2021 wurde zum Beispiel die 3G-Regel in der Gastronomie und am 1. November am Arbeitsplatz eingeführt. Obwohl Geimpfte und Genesene daher bisher für etwaige Zutritte von einer Testpflicht ausgenommen waren, spricht sich unter anderem der Salzburger Infektiologe Richard Greil nun im Kontext der rasant steigenden Inzidenzen in der Gesamtbevölkerung dafür aus, auch für Geimpfte und Genesene eine allgemeine Testpflicht einzuführen – insbesondere in sensiblen Bereichen wie im Spital oder bei größeren Veranstaltungen. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig schließt das sogenannte “2G Plus” Modell für manche Bereiche nicht aus. Vor diesem Hintergrund untersuchen wir, wie sich das Testverhalten der österreichischen Bevölkerung im Zeitverlauf verändert hat.

Testhäufigkeit bei Ungeimpften sowie bei Geimpften und Genesenen im Vergleich

Abbildung 1 zeigt nun den Zusammenhang zwischen Testhäufigkeit und Schutzstatus. Dafür haben wir die Befragten in zwei Gruppen unterteilt. Wir unterscheiden zwischen Personen, die weder geimpft noch genesen (Gruppe 1), und Personen, die mindestens einmal geimpft oder genesen sind (Gruppe 2). Nach Angaben unserer Befragten hat die Testhäufigkeit unter Personen, die weder geimpft noch genesen sind, im Laufe der letzten Monate zugenommen, aber rund 20 Prozent in dieser Gruppe testen sich seltener als einmal pro Monat. Bei geimpften und/oder genesenen Personen hat die Testfrequenz im Zeitverlauf abgenommen, aber ca. 56 Prozent dieser Gruppe testen sich dennoch derzeit mindestens einmal pro Monat.

Abbildung 1: Testhäufigkeit in den letzten vier Wochen nach Schutzstatus (Daten: ACPP, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich in den Monaten März bis Mai 2021 Geimpfte und Genesene häufiger testen ließen; dies hat sich jedoch inzwischen umgekehrt und nicht-geimpfte oder -genesene Personen testen sich inzwischen häufiger. Dennoch testen sich in der Gruppe der Geimpften oder Genesenen nach wie vor viele Personen zumindest einmal pro Monat. Vor dem Hintergrund des derzeitigen Infektionsgeschehens und der in Teilen Österreichs ohnehin schon erreichten Belastungsgrenze der PCR-Test-Systeme gilt es daher abzuwägen, inwiefern eine Empfehlung oder gar Pflicht zu vermehrtem Testen, insbesondere auch in der Gruppe der Geimpften oder Genesenen, zur Pademieeindämmung beitragen kann bzw. welche zusätzlichen Mittel es dafür benötigen würde.

 


Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.

Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien. Sie ist Mitglied des Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) und der Austrian National Election Study (AUTNES).