Corona-Dynamiken - 01.06.2021 - PDF

Die Impfbereitschaft in der österreichischen Bevölkerung im Mai 2021

  • Der Anteil der bereits Geimpften und die Impfbereitschaft sind im Mai weiter gestiegen: Zusammengenommen sind rund 68 Prozent unserer Befragten bereits geimpft oder wollen sich ehestmöglich impfen lassen. 
  • Eine allgemeine Impfpflicht wird weiterhin überwiegend abgelehnt.
  • Die  Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und Johnson & Johnson konnten seit April 2021 leicht an Vertrauen hinzugewinnen und der Impfstoff von AstraZeneca ist stabil der unbeliebteste zugelassene Impfstoff. Der Impfstoff Sputnik V hat deutlich an Vertrauen verloren.

Von Katharina T. Paul, Julia Partheymüller und Jakob-Moritz Eberl

Damit die Pandemie zu einem Ende kommt, ist es wichtig, dass sich möglichst viele Personen impfen lassen. Während manche Schätzungen davon ausgehen, dass mindestens 70 Prozent der Gesamtbevölkerung zur Erreichung einer Herdenimmunität geimpft sein müssen, sehen neuere Schätzungen angesichts von hochansteckenden Virusmutanten einen noch höheren Anteil von bis 80 bis 85 Prozent vor. Vor diesem Hintergrund beleuchtet dieser Beitrag die Entwicklung der Einstellung zur Corona-Schutzimpfung in Österreich mit den jüngsten Zahlen aus der ACPP-Umfrage vom Mai 2021 (Befragungszeitraum: 21.-28.5.2021; Wohnbevölkerung ab 14 Jahren).

Abbildung 1: Einstellung zur Corona-Schutzimpfung (Daten: ACPP, Wellen 9, 16, 19, 21, 22, 23, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Immer mehr Personen in Österreich haben inzwischen eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten oder sind bereit sich ehestmöglich impfen zu lassen (siehe Abbildung 1). In der letzten Befragung Ende Mai 2021 gaben rund 47 Prozent der Befragten an, dass sie bereits mindestens eine Erstimpfung erhalten haben. Unser durch die Umfrage gemessener Wert liegt damit ähnlich hoch, wie die Zahlen des Gesundheitsministeriums (prozentuiert auf die impfbare Bevölkerung). Weitere 21 Prozent gaben an, sich ehestmöglich impfen lassen zu wollen (“trifft voll und ganz zu” sowie “trifft eher zu”). Insgesamt waren im Mai 2021 also rund 68 Prozent bereits geimpft oder wollten sich ehestmöglich impfen lassen. Dies stellt einen deutlichen Zuwachs bei den “Impfwilligen” dar. Denn im Oktober 2020 gaben nur rund ein Drittel der Befragten an, sich ehestmöglich impfen lassen zu wollen (“trifft voll und ganz zu” sowie “trifft eher zu”; Anm. damals war es noch ein hypothetischer Impfstoff). Eine mögliche Herdenimmunität rückt aufgrund dieses Anstiegs zunehmend in greifbare Nähe. 

Bei anderen Einstellungen zur Corona-Schutzimpfungen zeigen sich im Gegensatz dazu kaum Veränderungen. Eine allgemeine Impfpflicht wird weiterhin mehrheitlich von der österreichischen Bevölkerung abgelehnt. Stabil hoch ist die Zustimmung den Impfstoff gratis zu Verfügung zu stellen.

Abbildung 2: Impfungen und Impfbereitschaft für Impfstoffe verschiedener Hersteller (Daten: ACPP, Wellen 22-23, N=ca. 1.500 Befragte pro Erhebung, Grundgesamtheit: Wohnbevölkerung ab 14 Jahren)

Betrachtet man die Impfstoffe einzeln, zeigt sich, dass die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und Johnson & Johnson leicht an Vertrauen hinzugewinnen konnten, während vor allem der Impfstoff Sputnik V deutlich an Vertrauen einbüßte. Für den AstraZeneca-Impfstoff blieben die Zahlen im Wesentlichen auf niedrigem Niveau stabil. Der beliebteste Impfstoff ist nachwievor der Impfstoff von Biontech/Pfizer. Nur 15 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich derzeit eher nicht oder auf keinen Fall damit impfen lassen würden, wenn sie nächste Woche ein entsprechendes Impfangebot erhielten. Durch den Absturz im Vertrauen von Sputnik V ist dies nun der unbeliebteste Impfstoff von allen, während im April 2021 noch AstraZeneca das Schlusslicht war.

Zusammenfassend ist vor allem der kontinuierliche Anstieg der Impfbereitschaft in den letzten Monaten bemerkenswert. Die Ursachen hierfür werden wir zukünftig noch näher untersuchen. Angesichts der gestiegenen Impfbereitschaft rückt eine Erreichung der Herdenimmunität – auch ohne eine allgemeine Impfpflicht – inzwischen zunehmend in den Bereich des Möglichen. Zu beachten ist allerdings dabei, dass wir bisher eine hypothetische Impfung von Kindern noch nicht berücksichtigt haben.[1] Die sehr hohen Impfbereitschafts-Werte für den Impfstoff von Biontech/Pfizer legen nahe, dass noch höhere Durchimpfungsraten in der von uns untersuchten Befragtengruppe (Wohnbevölkerung ab 14 Jahre) erreichbar wären, wenn ausreichend von diesem Impfstoff bereitgestellt werden kann. Jedoch wissen wir nicht, wie sich beispielsweise ständig neue Mutanten auf die Wirksamkeit der Impfstoffe und somit auf die notwendige Impfbereitschaft zur Erreichung der Herdenimmunität auswirken werden. Zudem ist unklar, ob die derzeit hohe Impfbereitschaft auch langfristig bestehen wird, wenn eventuell weitere Nachimpfungen notwendig sein sollten.

Fußnoten

[1] Die oben berichteten Schätzungen zur Herdenimmunität beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung und nicht auf die impfbare Bevölkerung bezieht.


Katharina T. Paul ist seit 2013 senior research fellow (Post-Doc) und Lektorin am Institut für Politikwissenschaft und seit 2019 Mitglied der Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien (CeSCoS). In ihrem FWF Elise Richter Projekt forscht sie zu vergleichender Gesundheitspolitik, insbesondere Impfpolitik. 

Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien. Sie ist Mitglied des Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und des Projektteams der Austrian National Election Study (AUTNES).

Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und seit 2013 Mitglied der österreichischen Nationalen Wahlstudie (AUTNES, Media Side). Er ist außerdem assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.