Corona-Dynamiken - 01.10.2020 -  PDF

Zunehmende Polarisierung bei der Bewertung der Corona-Maßnahmen?

  • Bis Mitte Mai wurden die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung von einer großen Mehrheit (über 70%) für angemessen empfunden.
  • Mit sinkenden Infektionszahlen stieg die Anzahl der Befragten, die die Reaktionen als zu stark bzw. zu extrem bewerteten.
  • Derzeit zeichnet sich eine leichte Polarisierung in der Gesellschaft bezüglich der Angemessenheit der Maßnahmen ab.

Von Sylvia Kritzinger und Fabian Kalleitner

Abbildung: Angemessenheit der Reaktion der österreichischen Bundesregierung im Kontext der Coronakrise (Daten: Austrian Corona Panel Project, Welle 1 bis 15, März bis September 2020)

Ende März/Anfang April sehen über 71% unserer Befragten die Reaktion der Regierung im Hinblick auf den Ausbruch der COVID-Pandemie als angemessen. Lediglich ca. 13% der Befragten bewerteten die Reaktion als zu stark bzw. zu extrem, während in etwa 16% der Befragten diese als nicht ausreichend empfanden.

Mit sinkenden Infektionszahlen stiegt jedoch die Anzahl derer, die die Reaktion der österreichischen Bundesregierung als zu stark bzw. zu extrem ansahen, mit einem Höchststand Ende Mai/Anfang Juni. Die Zahl der Befragten, die die Reaktion als angemessen einstuften, blieb in dieser Periode annähernd konstant mit Fluktuationen zwischen 67% und 74% (die Höchstwerte waren im April 2020 zu verzeichnen, siehe Blogbeitrag Nr. 54).

Derzeit beobachten wir jedoch ein Auseinanderdriften der Meinungen bezüglich der Angemessenheit der Reaktion der österreichischen Bundesregierung. Mitte September befanden nur mehr in etwa 47% der Befragten die Reaktionen als angemessen, während es einen Anstieg unter den Befragten gab, die die Maßnahmen als nicht ausreichend (~27%) und auch als zu stark/zu extrem (~25%) ansahen. Es scheint somit zu einer zunehmenden Polarisierung hinsichtlich der Angemessenheit der Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung im Umgang mit der Coronakrise zu geben. Dies gilt es in weiterer Folge zu beobachten, um mögliche Rückschlüsse  ziehen zu können, inwiefern sich die Menschen in Österreich den Maßnahmen entsprechend verhalten.


Sylvia Kritzinger ist Professorin für Methoden in den Sozialwissenschaften am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien, eine der Projektleiter*innen der Austrian National Election Study (AUTNES) und stellvertretende Leiterin des Vienna Center for Electoral Research (VieCER).

Fabian Kalleitner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Aktuell forscht er zu Themen wie Steuerpräferenzen, Steuerwissen, Wahrnehmungsmechanismen und Arbeitswerte.