Corona-Dynamiken - 26.01.2021 - PDF

Einstellungen zur Corona-Schutzimpfung: Ein Update

  • Die Impfbereitschaft der Österreicher*innen ist seit Dezember 2020 gestiegen. Im Jänner 2021 geben nun 47% der Befragten an, sich ehestmöglich impfen lassen zu wollen. Demgegenüber zeigen allerdings noch immer etwa ein Drittel der Befragten eine ablehnende Haltung.  
  • Die Unterstützung für die Einführung einer allgemeinen Coronavirus-Impfpflicht bleibt gering (25%). Allerdings sprechen sich 47% für eine Impfpflicht für Berufsgruppen mit hohem Ansteckungsrisiko aus.
  • Der Anteil der Bevölkerung, der befürwortet, dass der Impfstoff gratis zur Verfügung gestellt wird, ist weiter angestiegen und liegt im Jänner 2021 bei etwa 82%.

Von Jakob-Moritz Eberl, Katharina T. Paul und Julia Partheymüller

Am 27. Dezember 2020 war es nun soweit, die erste Corona-Schutzimpfung wurde in Österreich verabreicht. Seither wurden Schätzungen zufolge etwa 170.000 Dosen im gesamten Bundesgebiet verimpft. Auch erste Impfkampagnen medizinischer Expert*innen sind im neuen Jahr angelaufen. Ihr Ziel ist es, den Sorgen der Bevölkerung zu begegnen und vor allem zu informieren. Die Impfbereitschaft in der österreichischen Bevölkerung war in den letzten Monaten im Vergleich zum Sommer stark zurückgegangen, bevor eines der Corona-Vakzine in Österreich zugelassen war. Im Rahmen der Jänner-Befragung des Austrian Corona Panel Projects (ACPP) haben wir die Teilnehmer*innen abermals zu ihren Einstellungen zur Corona-Schutzimpfung befragt.

Abbildung 1 zeigt nun die Zustimmungswerte zu den Aussagen “Ich werde mich ehestmöglich impfen lassen”, “Es sollte eine Impfpflicht für alle geben” und “Der Impfstoff sollte gratis zur Verfügung gestellt werden” im Zeitverlauf von Mai 2020 bis Jänner 2021. Bei der ersten Aussage zur Impfbereitschaft zeigt sich für Jänner – nach einem deutlichen Rückgang in den Monaten Oktober und Dezember 2020 – nun wieder eine Zunahme. Vor allem die Gruppe der Befragten, die meinen, dass diese Aussage auf sie “voll und ganz” zutrifft, hat sich im letzten Monat fast verdoppelt und liegt damit wieder auf einem ähnlichen Niveau wie im Mai 2020. Was wir allerdings beobachten können, ist eine Polarisierung der Einstellungen bezüglich der Impfbereitschaft. Das heißt, dass die Antwortoptionen an den Skalenextremen (“trifft voll und ganz zu” & “trifft gar nicht zu”) nun häufiger ausgewählt werden als die Antwortoptionen dazwischen.

Die Zustimmung zu einer Impfpflicht für alle bleibt weiterhin ähnlich gering wie im Oktober und Dezember 2020. Obwohl im Mai 2020 36 Prozent der Befragten eine allgemeine Impfpflicht noch unterstützt hätten, ist dieser Anteil seither auf etwa 25 Prozent gesunken. Die Idee einer  allgemeinen Corona-Impfpflicht scheint einstweilen also keine mehrheitliche Zustimmung zu finden. Wir haben in der Jänner-Befragung erstmalig auch gefragt, ob sich eine Impfpflicht für Berufsgruppen mit hohem Ansteckungsrisiko gelten sollte (nicht in der Abbildung). Dabei zeigt sich, dass sich 47 Prozent der Befragten allerdings durchaus für eine “Impfpflicht für Berufsgruppen mit hohem Ansteckungsrisiko” aussprechen. Immer mehr Zustimmung bekommt letztlich die Aussage, dass der Impfstoff gratis zur Verfügung gestellt werden sollte. Da stellten wir schon im Mai eine Zustimmung von 72 Prozent fest; im Jänner sind es sogar 82 Prozent.

Abbildung 1: Einstellungen zur Corona-Schutzimpfung (Daten: ACPP, Welle 9, 16, 18 und 19 (Mai 2020 bis Jänner 2021), N = ca. 1500 pro Befragung, gewichtet)

Unsere Daten geben jedenfalls erste Hinweise darauf, dass die Corona-Impfbereitschaft in Österreich nach einem Tiefstand im Oktober und Dezember 2020 nun wieder steigt. Die größte Veränderung zwischen der Jänner-Befragung und der vergangenen Befragungen ist, dass Impfstoff nun tatsächlich zur Verfügung steht und weltweit schon über 60 Millionen Impfdosen verabreicht wurden. Auch in anderen europäischen Staaten scheint die Impfskepsis langsam abzunehmen. Um für Österreich wirklich schon von einem Aufwärtstrend sprechen zu können, müssen wir diese Entwicklung allerdings noch weiter beobachten.


Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und seit 2013 Mitglied der österreichischen Nationalen Wahlstudie (AUTNES, Media Side). Er ist außerdem assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.

Katharina T. Paul ist seit 2013 senior research fellow (Post-Doc) und Lektorin am Institut für Politikwissenschaft und seit 2019 Mitglied der Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien (CeSCoS). In ihrem FWF Elise Richter Projekt forscht sie zu vergleichender Gesundheitspolitik, insbesondere Impfpolitik. 

Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Vienna Center for Electoral Research (VieCER) der Universität Wien und ist Mitglied des Projektteams der Austrian National Election Study (AUTNES). Sie promovierte in Sozialwissenschaften an der Universität Mannheim und studierte Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Universität Hamburg.