Corona-Dynamiken - 11.03.2021 - PDF

Österreicher*innen erwarten wachsende Kluft zwischen Arm und Reich

Von Lukas Schlögl

Abbildung 1. Quelle: Austrian Corona Panel Project. 3 Erhebungswellen. Befragte pro Erhebungswelle: 1.528 (Welle 4), 1.504 (Welle 10), 1.567 (Welle 18). Daten demografisch und politisch repräsentativ gewichtet (‘pweight’). Item: „Bitte geben Sie an, wie stark folgende Aussage Ihrer Meinung nach zutrifft oder nicht zutrifft: Die Kluft zwischen Arm und Reich in Österreich wird sich in Zukunft durch die Krise verstärken.”

Staatlichen Unterstützungsleistungen von Kurzarbeitsbonus bis Härtefonds zum Trotz: Immer mehr Österreicher*innen gehen davon aus, dass sich “die Kluft zwischen Arm und Reich in Österreich in Zukunft durch die Krise verstärken” wird.

Mitte Dezember 2020, als das Austrian Corona Panel Projekt die öffentliche Meinung zu diesem Thema zuletzt erhob, teilte fast die Hälfte der Befragten (47%) die Einschätzung einer zunehmenden Kluft aufgrund der Krise “voll und ganz” (Abbildung 1). Acht Monate zuvor, im April 2020, war nur ein knappes Drittel (31%) voll und ganz der Ansicht gewesen, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich verstärken wird. Zu Jahresende vertrat nur noch eine verschwindende Minderheit (1%) die Annahme, die Corona-Krise werde die Kluft zwischen Arm und Reich “gar nicht” erhöhen. Moderate Einschätzungen (Antwortkategorien “trifft eher zu”, “teils-teils”, “trifft eher nicht zu”) sind insgesamt seit Beginn der Ergebung zurückgegangen. Lediglich der Anteil derer, für die die Erwartung einer wachsenden Kluft “voll und ganz” zutrifft, ist wie oben beschrieben gestiegen.

Deckt sich die öffentliche Wahrnehmung mit der empirischen Realität? In einer Studie für das Sozialministerium sahen Expert*innen des WIFO Ende 2020 “keine große Änderung” in der Einkommensverteilung aufgrund der Corona-Krise in Österreich. Diese Situation könnte sich in Zukunft angesichts anhaltender wirtschaftlicher Turbulenzen und des Auslaufens staatlicher Unterstützungen jedoch noch ändern.


Lukas Schlögl ist Post-Doc Universitätsassistent für Vergleichende Politikfeldanalyse am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Themen der Technologie-, Industrie-, und Arbeitspolitik.