Corona-Dynamiken - 09.12.2020 - PDF
Die Dynamik der Demokratiezufriedenheit und des Vertrauens in die österreichische Bundesregierung während der COVID-19-Pandemie
- Seit März nimmt in Österreich die Zufriedenheit mit der Demokratie und das Vertrauen in die Bundesregierung ab.
- Das Vertrauen in die Regierung nahm bisher stärker ab als das Vertrauen in die Demokratie.
- Diese Abnahme ist eine Bedrohung für die weitere Einhaltung der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung.
Von Carolina Plescia, Felix Krejca und Fabian Kalleitner
Die COVID-19-Pandemie ist nach wie vor mit schweren Einschränkungen sowohl von Grund- und Menschenrechten als auch von bürgerlichen Freiheiten verbunden. Vor diesem Hintergrund untersuchen wir, wie zufrieden die Österreicher*innen mit der Demokratie sind und wie sehr sie der Bundesregierung vertrauen.
Abbildung 1 zeigt die Dynamik der Demokratiezufriedenheit im Zeitraum von Ende März bis Mitte November 2020. Das Austrian Corona Panel Project befragte die Studienteilnehmer*nnen bei jeder Welle mittels einer fünfstufigen Skala, wie zufrieden sie mit der Demokratie sind. Zwei Aspekte sind in Abbildung 1 klar ersichtlich: Erstens ist zu erkennen, dass die Unzufriedenen ("sehr unzufrieden" oder "eher unzufrieden") nach wie vor eine klare Minderheit der Befragten darstellen auch wenn sich ihr Anteil mehr als verdoppelt hat. Zweitens zeigt Abbildung 1, dass der Prozentsatz der Zufriedenen („sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“), im Laufe der Zeit stark zurückgegangen ist. Waren im März 2020 noch 65% der Befragten mit der Demokratie zufrieden sind es im November 2020 nur noch etwa 46%.
Bis zu einem gewissen Grad bietet Abbildung 2, die das Vertrauen in die Regierung darstellt, ein ähnliches Bild. Die 11-stufige Skala reicht von "0=überhaupt kein Vertrauen" bis "10=sehr viel Vertrauen". Das Vertrauen in die Regierung war im März viel höher als im November 2020. Es ist klar erkennbar, dass das Vertrauen in die Regierung viel stärker abgenommen hat als die Zufriedenheit mit der Demokratie.
Wenn man bedenkt, wie wichtig die Zufriedenheit mit der Demokratie und das Vertrauen in die Regierung für die weitere Unterstützung und die Einhaltung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind, ist die Gesamtentwicklung kritisch zu sehen. Ein weiterer Rückgang des Vertrauens in die Bundesregierung und der Demokratiezufriedenheit könnten dazu führen, dass die Bevölkerung zusehends immer weniger bereit ist, aktiv an der Pandemiebekämpfung mitzuwirken und sich an die Maßnahmen zu halten.
Carolina Plescia ist Assistenzprofessorin am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien. Sie promovierte am Trinity College Dublin und forscht zu Themen wie öffentliche Meinung, Wahlkampf und Parteiwahl.
Felix Krejca ist Studienassistent bei VieCER im H2020 Projekt RECONNECT.
Fabian Kalleitner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Aktuell forscht er zu Themen wie Steuerpräferenzen, Steuerwissen, Wahrnehmungsmechanismen und Arbeitswerte.
Verwandte Beitäge
- Blog 20 - Regierungsleistung und Demokratiezufriedenheit in der Corona-Krise
- Blog 29 - Amerika geteilt, Österreich geeint: Wie sich parteipolitische Polarisierung in der Corona-Krise ausdrückt
- Blog 89 - Demokratische Einstellungen in Österreich: Vor und während der Corona-Krise
- Corona-Dynamiken 3 - Zunehmende Polarisierung bei der Bewertung der Corona-Maßnahmen?
- Corona-Dynamiken 7 - Die wahrgenommene Effektivität der Maßnahmen sinkt, die Polarisierung nimmt weiter zu
- Corona-Dynamiken 8 - Stetiger Rückgang der positiven Einschätzungen über die Entwicklung des Zusammenhaltes in der Krise
- Corona-Dynamiken 11 - Die Entsolidarisierung der Gesellschaft: Vom ersten in den zweiten Lockdown