28.11.2022 - PDF

Einsamkeit in der Corona-Krise: Ein Update

  • Im Oktober 2022 fühlten sich 66% der Befragten nie, 20 Prozent an manchen Tagen und 14% mehrmals die Woche oder öfter einsam.
  • Junge Menschen, Personen mit Migrationshintergrund, solche mit älteren Angehörigen im Haushalt sowie Alleinlebende sahen sich auch im Oktober 2022 – wie bereits in früheren Befragungen – häufiger mit Einsamkeit konfrontiert als andere.
  • Personen in Arbeitslosigkeit sind zum ersten Mal in seit Beginn der Befragungen nicht mehr einsamer als andere Erwerbsgruppen; ein geringeres Haushaltseinkommen hängt jedoch nach wie vor mit Einsamkeit zusammen.

Von David W. Schiestl

In den ACPP-Blogs veröffentlichen wir regelmäßig einen Überblick über die Einsamkeitsempfindungen in der österreichischen Bevölkerung. Im letzten Blog zum Thema wurden dabei Zusammenhänge mit einigen soziodemografischen Charakteristika beleuchtet. Daneben blickten wir auf die Beziehungen zwischen Einsamkeit und der Intensität, in der soziale Normen zu den Verhaltensempfehlungen in der Corona-Krise wahrgenommen werden. An dieser Stelle soll ein kurzes Update zu deren weiterer Entwicklung präsentiert werden.

In den letzten beiden Umfragewellen im Mai und Oktober 2022 lag der Anteil der Personen, die sich niemals einsam fühlten bei 66%. Im Oktober 2022 fühlten sich 20% an manchen Tagen und 14% mehrmals die Woche oder öfter einsam (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Entwicklung der Einsamkeitsempfindungen im Zeitverlauf. N=1.437 bis 1.600; Daten gewichtet. Differenzen auf 100% ergeben sich durch Rundung.

Wie bereits in früheren Analysen zeigt sich auch im Oktober 2022, dass Befragte im Alter bis 30 Jahre, Personen mit Migrationshintergrund, jene mit älteren Angehörigen im Haushalt sowie allein lebende Menschen stärker von Einsamkeit betroffen als andere Befragte. Zum ersten Mal seit Beginn unserer Befragungen lässt sich im Oktober 2022 außerdem kein statistisch signifikanter Zusammenhang mehr zwischen Einsamkeit und Arbeitslosigkeit feststellen. Beim Haushaltseinkommen jedoch bleibt das altbekannte Muster bestehen: Einsamkeitsempfindungen werden umso stärker angegeben, je niedriger das Haushaltseinkommen ausfällt. Statistisch signifikante Geschlechterunterschiede bestehen seit April 2022 nicht mehr.

Statistischer Anhang


David W. Schiestl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftssoziologie der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Arbeitsmarkt, Migration, Sozialpsychologie und Organisation.