Corona-Dynamiken - 06.05.2021 - PDF

Die Impfbereitschaft in der österreichischen Bevölkerung im April 2021

  • Die Zahl der Impfungen und die Impfbereitschaft in Österreich sind im Zeitraum von Jänner bis April 2021 kontinuierlich angestiegen.
  • Weiterhin zeigt sich eine überwiegende Ablehnung einer allgemeinen Impfpflicht sowie eine breite Zustimmung, den Impfstoff gratis zur Verfügung zur Verfügung zu stellen.
  • Gerade beim Impfstoff von AstraZeneca gibt es weiterhin eine große Zurückhaltung in der Bevölkerung.

Von Jakob-Moritz Eberl, Katharina T. Paul, Julia Partheymüller und Bernhard Kittel

Nachdem die Impfkampagne in Österreich im Jänner zunächst nur schleppend angelaufen war, nahmen die Impfungen zuletzt an Fahrt auf. Bis Mitte April 2021 erhielten rund 20 Prozent der Bevölkerung zumindest eine Erstimpfung. Im Rahmen des Austrian Corona Panel Projects untersuchen wir neben vielen weiteren Themen die Haltung der österreichischen Bevölkerung gegenüber der Coronavirus-Schutzimpfung.

Abbildung 1 zeigt zunächst die Zustimmung zu der Aussage “Ich werde mich ehestmöglich impfen lassen” sowie den Anteil der Personen, die bereits eine Erstdosis erhalten haben. Wenn wir die Gruppe der bereits Geimpften (min. 1 Dosis) mit jenen der unmittelbar “Impfbereiten” (“trifft voll und ganz zu” / “trifft eher zu”) zusammenfassen, zeigt sich ein Aufwärtstrend. Der Anteil in dieser Gruppe lag Mitte April 2021 bei 59 Prozent und damit 12 Prozentpunkte höher als noch im Jänner 2021. Der Anteil der gegenüber der Impfung zurückhaltenden Personen (“trifft überhaupt nicht zu” / “trifft eher nicht zu”) ging im gleichen Zeitraum um 8 Prozentpunkte zurück und betrug im April 2021 rund 27 Prozent. 

Abbildung 1: Einstellungen zur Corona-Schutzimpfung (Daten: ACPP, Welle 9, 16, 18, 19, 21, 22 (Mai 2020 bis April 2021), N = ca. 1500 pro Befragung, gewichtet)

Betrachtet man die Einstellungen zu einer allgemeinen Impfpflicht und zur Gratis-Impfung zeigt sich wenig Bewegung. Die überwiegend ablehnende Haltung zur Frage einer allgemeinen Impfpflicht bleibt in etwa konstant: Rund 53 Prozent lehnten im April 2021 eine allgemeine Impfpflicht ab (“trifft gar nicht” / “trifft eher nicht zu”). Ferner sehen wir mit 79 Prozent (“trifft voll und ganz zu” / “trifft eher zu”) weiterhin eine hohe Zustimmung zur Aussage, dass die Corona-Schutzimpfung gratis sein bzw. bleiben sollte.

Die Einstellungen gegenüber einzelnen Impfstoffen unterscheiden sich weiterhin stark (Abbildung 2). Wie bereits im März 2021 berichtet, scheint das Vertrauen in die mRNA-Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna höher als jenes in Vektorimpfstoffe (AstraZeneca, Johnson & Johnson, Sputnik V). Am größten ist die Zurückhaltung mit 49 Prozent (“auf gar keinen Fall impfen lassen” / “eher nicht impfen lassen”) weiterhin gegenüber dem Impfstoff von AstraZeneca.

Abbildung 2: Impfungen und Impfbereitschaft für Impfstoffe verschiedener Hersteller (Daten: ACPP, 16.-23.April 2021, N=1533, gewichtet)

Fazit

Der Weg aus der Pandemie sowie die unmittelbar geplanten Öffnungen bzw. Lockerungen hängen davon ab, dass sich ein größtmöglicher Teil der Bevölkerung durch eine Impfung vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen lässt. Unsere Analysen zeigen diesbezüglich einen positiven Trend: Der Anteil der Geimpften und unmittelbar Impfbereiten hat zugenommen. Gleichzeitig  zeigen aber Daten aus anderen Ländern, wie beispielsweise Untersuchungen aus den USA eine sinkende Bereitschaft zur Zweitimpfung, die für einen langfristigen und bestmöglichen Schutz unabdingbar ist. Vor diesem Hintergrund lässt sich der beobachtete Trend der Impfbereitschaft in unseren Daten nicht ohne Weiteres fortschreiben und könnte sich auch jeder Zeit wieder verlangsamen oder umkehren. 


Jakob-Moritz Eberl ist seit April 2017 Projektmitarbeiter (Post-Doc) am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und seit 2013 Mitglied der österreichischen Nationalen Wahlstudie (AUTNES, Media Side). Er ist außerdem assoziierter Wissenschafter im Vienna Center for Electoral Research (VieCER) und beschäftigt sich unter anderem mit Fragen zu Medienwirkung, Medienvertrauen und Wahlverhalten.

Katharina T. Paul ist seit 2013 senior research fellow (Post-Doc) und Lektorin am Institut für Politikwissenschaft und seit 2019 Mitglied der Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien (CeSCoS). In ihrem FWF Elise Richter Projekt forscht sie zu vergleichender Gesundheitspolitik, insbesondere Impfpolitik. 

Julia Partheymüller arbeitet als Senior Scientist am Vienna Center for Electoral Research (VieCER) der Universität Wien und ist Mitglied des Projektteams der Austrian National Election Study (AUTNES).

Bernhard Kittel ist Professor für Wirtschaftssoziologie an der Universität Wien und Leiter des Austrian Corona Panel Projects (ACPP).